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BEHANDLUNG VON KINDERN NACH DEM BOBATH-KONZEPT

Das Bobath-Konzept, entwickelt vom Neurologen Karel Bobath und seiner Frau Berta, basiert auf den neuesten neurophysiologischen Erkenntnissen über die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten des Kindes. Oft wird es als “entwicklungsneurologische Behandlung des Kindes” bezeichnet.

Das Ehepaar Bobath entwickelte 1940 ein therapeutisches Konzept und versuchte, es in den darauffolgenden 50 Jahren stets zu verbessern. Ursprünglich war das Bobath-Konzept für Kinder mit Zerebralparese gedacht. Doch der Hauptgrund, weswegen diese Methode entstand, waren zentrale Störungen des Bewegungsapparates, insbesondere bei Kindern, und auch Hirnschäden bei erwachsenen Patienten (z. B. Schlaganfall, Multiple Sklerose usw.).

Die Bobath-Methode eignet sich für Menschen aller Altersgruppen, so dass auch ein Modell für Neugeborene und Säuglinge – “Baby Bobath” – existiert.

Die Behandlung des Kindes erfolgt auf der Basis einer detaillierten Untersuchung durch einen autorisierten Therapeuten. Der Therapeut konzentriert sich dabei auf das, was das Kind sowohl ohne als auch mit Hilfe tun kann, und auch darauf, was es gar nicht hinbekommt. Je nach Tonus und Bewegungsqualität werden dann ein Behandlungsplan und ein Ziel für jedes Kind festgelegt.

Der Therapeut führt mit dem Kind körperliche Aktivitäten durch, die im Alltag auftreten.  Dabei passt der Therapeut die dem Kind eigenen Bewegungen unter seiner Anleitung an. So wird dem Kind ermöglicht, mit bestimmten Techniken normale Bewegungen zu erlernen und auszuführen.

„Geben Sie Ihrem Kind so viel Unterstützung wie nötig, aber nur so viel wie nötig.“ (Berta Bobath)

Das Ehepaar Berta und MUDr. Karel Bobath

Der Therapeut führt sogenanntes „Handling“ und „Tapping“ durch.

Handling 

Verwendung individueller Techniken, die in erster Linie darauf abzielen, den pathologischen Tonus des Kindes positiv zu beeinflussen und es dem Kind zu erleichtern, die Bewegung so korrekt und einfach wie möglich auszuführen.

Der Therapeut bringt dem Kind nicht die Bewegungen bei, sondern unternimmt alles, um sicherzustellen, dass der kleine Patient die Bewegungen selbst so korrekt wie möglich ausführen kann.

Tapping

Tapping bedeutet verschiedene Formen des intermittierenden Kontakts und der Druckstimulation von Oberflächen- und Tiefenrezeptoren, die dem Kind helfen, sich einzelner Teile des Rumpfes und der Gliedmaßen bewusst zu werden. Wenn das Kind eine Bewegung ausführen soll, klopft man auf die Hautoberfläche an den einzelnen Gelenken und das Kind bewegt dann das Glied in die gewünschte Richtung.

Das Bobath-Konzept nutzt in großem Umfang Hilfsmittel wie Positionierungskissen, Zylinder, Bänke, Keile, Bälle, Spezialsitze sowie Spezialschuhe, Einlegesohlen oder Orthesen für Gliedmaßen und Rumpf.

Alle Therapien werden innerhalb der Situation normaler Alltagsbewegungen durchgeführt. Der Therapeut bemüht sich, dem Kind ein neues sensomotorisches Erlebnis zu ermöglichen und damit seine Entwicklung günstig voranzutreiben.

Die Rolle des Elternteils

Der Elternteil wird in das sogenannte Handling eingewiesen – manuelle Führung und Lenkung des Kindes sowie Stimulierung der richtigen Bewegungsmuster während normaler täglicher Aktivitäten wie Füttern (Stillen), Tragen und der Hygiene. Diese Behandlung sollte dann den ganzen Tag über angewendet werden, was für einige Eltern schwierig sein kann, insbesondere zu Beginn der Therapie.

Vojta Therapie, Bobath oder eine Kombination?

Beide Therapien gehören zu den neueren Rehabilitationsansätzen und sind nicht nur in der Rehabilitation von Kindern erfolgreich. Beide arbeiten nach unterschiedlichen Prinzipien und es liegt am Therapeuten und den Eltern zu entscheiden, welche Therapie besser passt. Beide Methoden müssen entsprechend den individuellen Bedürfnissen jedes Kindes angemessen ausgewählt werden. Es ist wichtig, so früh wie möglich zu beginnen. Je früher angefangen wird, desto besser sind die Erfolgschancen.

Das Bobath-Konzept:

Das Konzept der Bobaths nutzt die eigene Aktivität des Kindes, die der Therapeut nur anpasst. Das Kind erhält in einer bestimmten Situation die genaueste sensomotorische Erfahrung. Daher bringt der Therapeut dem Kind keine Bewegungen bei, so dass das Kind selbst die Bewegung so korrekt und einfach wie möglich ausführen kann. Die Eltern verwenden das sogenannte Handling, bei dem es sich um eine Lenkungs-, Positionierungs- und Stimulationsmethode in der Ganztagspflege handelt.

Die Vojta Therapie:

Vojtas Therapie basiert hauptsächlich auf dem Wissen über die optimale Entwicklung eines Kindes unter einem Jahr. Der Therapeut versucht, ideale Bewegungsmuster hervorzurufen, die beim Kind gestört sind oder vollständig fehlen. Dies wird erreicht, indem das Kind in vorgegebene Positionen versetzt wird und bestimmte Punkte des Körpers, die sogenannten Triggerzonen, bei ihm stimuliert werden. Die Therapie erfordert nicht die Mitarbeit des Kindes, da die Bewegung automatisch aktiviert wird. Die Vojta Therapie wird bis zu fünf Mal am Tag durchgeführt und ist für einige Eltern sehr anspruchsvoll, da der Therapieverlauf meist vom  Weinen des Kindes begleitet wird. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass das Kind nicht weint, weil ihm die Übung weh tut, sondern weil der Therapeut für das Kind unnatürliche Bewegungen stimuliert, die das Kind nicht in der Lage ist, selbstständig auszuführen. Mit dem Weinen zeigt es daher nur sein Missfallen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, beide Ansätze oder einige ihrer Elemente zu kombinieren. Im Allgemeinen ist es notwendig, das Kind vor der Therapie gründlich zu untersuchen und ein Hauptziel festzulegen. Ich empfehle, einen Physiotherapeuten mit einem Zertifikat für die gegebene Therapie zu suchen, um sicherzustellen, dass euer Kind in den richtigen Händen ist und die bestmögliche Pflege erhält.

Ich wünsche euch viel Erfolg auf dem nicht immer einfachen Weg zur richtigen Motorikentwicklung eures Kindes.

Mit Liebe,

Hanka